

Verkehrszeichen müssen klar erkennbar und verständlich sein!
OLG Schleswig, Beschluss vom 28.06.2024, Az. II ORbs 26/24
Wird einem Autofahrer vorgeworfen, falsch geparkt zu haben, kann dieser Vorwurf nur aufrechterhalten werden, wenn – z.B. durch deutlich sichtbar aufgestellte Verkehrszeichen – erkennbar war, dass das Parken an der konkreten Stelle nicht erlaubt war. Unterschiedliche Fahrbahnbeläge oder versteckt aufgestellte Schilder können den Anforderungen an die Sichtbarkeit, Verständlichkeit und Eindeutigkeit der Abgrenzung einer erlaubten Parkfläche nicht genügen.
Auto mit Parkschein abgestellt – Knöllchen bekommen!
Ein Autofahrer staunte nicht schlecht, als er bei der Rückkehr zu seinem Fahrzeug einen Strafzettel mit dem Vorwurf vorfand, angeblich verbotswidrig im eingeschränkten Haltverbot gemäß §§ 41 Abs. 1, 49 StVO, 24 Abs. 1, Abs. 3 Nr. 5 StVG geparkt zu haben, obwohl er einen Parkschein gezogen und diesen gut lesbar auf dem Armaturenbrett seines Fahrzeugs ausgelegt hatte.
Der Abstellort war als Parkfläche gekennzeichnet!
Der Autofahrer konnte das nicht verstehen. Denn unmittelbar hinter dem Einmündungsbereich befand sich rechts neben der Fahrbahn eine ca. 50 m lange Parkfläche, die durch das Zeichen 314 mit weißem Pfeil in Fahrtrichtung und dem Zusatz „mit Parkschein“ gekennzeichnet und durch eine Reihe in den Boden eingelassener Pflastersteine von der Fahrbahn abgegrenzt war. Außerdem war er so angelegt, dass er das Parken quer zur Fahrbahn erlaubte. Wo und wie geparkt werden durfte, wurde zwar durch ein Verkehrszeichen 314 mit Zusatzzeichen (Pfeilen) verdeutlicht. Dieses stand jedoch nicht unmittelbar am Fahrbahnrand, sondern zurückversetzt in der hinteren Ecke der Parkfläche. Der Autofahrer hatte es nicht gesehen.
Der Autofahrer ließ sich das nicht gefallen – das OLG gab ihm Recht!
Nach erfolglosem Einspruch und Verurteilung durch das Amtsgericht legte der Autofahrer Rechtsbeschwerde beim OLG Schleswig ein – und bekam Recht.
Nach Ansicht des OLG Schleswig stand das Auto nicht verbotswidrig im eingeschränkten Halteverbot. Denn die durch das Zeichen 314 mit dem in Fahrtrichtung weisenden weißen Pfeil und dem Zusatz „mit Parkschein“ erteilte Parkerlaubnis war nicht auf eine 50 Meter lange Parkzone beschränkt. Der Beginn der Parkzone war zwar durch das Zeichen 314 mit Pfeil in Fahrtrichtung gekennzeichnet, das Ende der Parkzone war jedoch nicht – insbesondere nicht durch das Zeichen 314 mit Pfeil entgegen der Fahrtrichtung – gekennzeichnet.
Verkehrszeichen müssen sichtbar, verständlich und eindeutig sein!
Die Begehung einer Ordnungswidrigkeit wegen Falschparkens setzt die Sichtbarkeit, Verständlichkeit und Bestimmtheit der Abgrenzung einer erlaubten Parkzone voraus. Fehlt eine solche Beschilderung, kann auch nicht dagegen verstoßen werden.
Hinsichtlich der Pflasterung und teilweisen Einfassung durch Bepflanzung sowie der Platzierung des Verkehrszeichens 314 in der hinteren Ecke der Parkzone stellte das Gericht fest, dass es an der erforderlichen Bestimmtheit fehle, die rechtsstaatliche Voraussetzung für die Ahndung eines fahrlässigen Verstoßes sei.
Da der Beginn der erlaubten Parkfläche durch das Verkehrszeichen 314 mit einem in Fahrtrichtung weisenden weißen Pfeil gekennzeichnet war, durfte der durchschnittliche Kraftfahrer darauf vertrauen, dass auch das Ende der erlaubten Parkfläche mit einem gegen die Fahrtrichtung weisenden Pfeil gekennzeichnet war.
Das Urteil des Amtsgerichts war daher aufzuheben und der vermeintliche Falschparker freizusprechen!
Die Straßenverkehrsbehörde hätte für den eindeutigen Regelungsgehalt der Verkehrszeichen Sorge tragen müssen.
Fazit
„Gebots- und Verbotszeichen im Straßenverkehr müssen aus sich heraus klar erkennbar und ohne weiteres verständlich sein; es kann von einem Kraftfahrer nicht verlangt werden, dass er aufgrund der äußeren Umstände (hier: Gestaltung der gekennzeichneten Fläche) zusätzliche Überlegungen über den möglichen Regelungsgehalt eines Verkehrszeichens anstellt (OLG Hamm, Beschl. v. 27.01.2005, Az. 3 Ss OWi 49/05). Derartige Überlegungen würden den durchschnittlichen Kraftfahrer bei der heutigen Schnelllebigkeit des Verkehrs und der zunehmenden Internationalisierung des Straßenverkehrs überfordern und zudem bei verschiedenen Kraftfahrern zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen und Reaktionen führen“.
Fehlt es an einer solchen Erkennbarkeit, sind weder Bußgeldbescheide noch etwaige amtsgerichtliche Urteile zu akzeptieren!
Kontaktieren Sie uns, wenn Sie zu Unrecht einen Bußgeldbescheid erhalten haben sollten.
Wir regeln das!
(Veröffentlichungsdatum: 24.01.2025)
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Henning Hamann
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